Leitwort zum 4. Fastensonntag
Liebe Mitchristen,
wenn schon nicht persönlich in der Kirche, dann halten wir eben auf dem Weg durch die Medien den Kontakt zueinander.
So haben wir uns die Fastenzeit in diesem Jahr wohl alle nicht vorgestellt: unser öffentliches Leben wird heruntergefahren auf ein Minimum, auf das absolut Notwendige. Für jeden von uns gilt: Abstand halten, Hände waschen, Zuhause bleiben.
Unsere Regierung teilt uns mit, was wir dürfen und was nicht, und wir vertrauen darauf, dass all diese einschneidenden Maßnahmen, diese Einschränkungen des alltäglichen Lebens auf das unbedingt Wesentliche sinnvoll und hilfreich sind, um uns und andere vor der Ansteckung durch das Virus zu schützen, zumindest vor dessen schlimmsten, nämlich tödlichen Folgen gerade für die Alten und die Kranken.
Für mich persönlich ist all das, was wir gerade erleben, auch eine neue spirituelle Erfahrung. Vieles, was noch vor wenigen Wochen undenkbar war, ist plötzlich Realität. Und eigentlich weiß noch niemand so wirklich, wie lange diese Ausnahmesituation noch dauern wird und vor allem, welche Auswirkungen all das auf das soziale, wirtschaftliche und kirchliche Leben tatsächlich haben wird.
Im Evangelium für den vierten Fastensonntag öffnet Jesus Christus einem Blindgeborenen die Augen. Wir können dieses Evangelium zum Anlass dafür nehmen, Gott darum zu bitten, uns und der ganzen Welt sehr rasch die Augen zu öffnen, damit wir diese Situation, in der wir uns gerade befinden, besser verstehen können, richtig reagieren, uns richtig verhalten und all jene, die sich damit auskennen, möglichst bald ein Gegenmittel finden, das wirkungsvoll hilft, das Virus zu bekämpfen.
Für uns, die wir mit dieser Situation zu leben haben, können wir bitten, dass uns nicht der Mut verlässt und dass in uns das Vertrauen lebendig bleibt, dass unser Gott Jesus Christus die Lage im Griff hat.
Halten wir uns also ganz nahe am Herrn. Intensivieren wir unsere Gebete, denken wir an seine liebende Gegenwart und verlieren wir nicht den Mut. Gott weiß, was er tut.
Liebe Mitchristen, denken wir in unseren täglichen Gebeten auch an die Menschen, die zur Zeit besonders für uns da sind:
- Wir beten für alle, die unter der Corona-Pandemie leiden besonders für die an Covid19 Erkrankten, die im Krankenhaus sind und für alle in Quarantäne.
- Für die Berufstätigen, die unsicher sind, wie es weitergeht. Für Arbeitgeber und Selbständige, deren Existenz in Gefahr gerät. Für alle, die voller Angst sind und sich bedroht fühlen.
- Für die vielen Menschen, die unermüdlich im Einsatz sind. Für alle, die sich in Arztpraxen und Krankenhäusern um das Wohl der Patienten kümmern.
- Für alle, die sich jetzt im Alltag und in der Freizeit anders verhalten als sonst und für alle Verantwortlichen, die für das Land und für Europa wichtige Entscheidung treffen müssen.
- Für die Frauen und Männer, die im Lebensmittelhandel und in Apotheken arbeiten, um die Grundversorgung aller gewährleisten zu können. Für alle in den Laboren, die unter Hochdruck Tests auswerten und nach Medikamenten und Impfstoffen forschen.
- Für alle Christen, die in dieser besonderen Zeit herausgefordert sind und für die Seelsorger, die neue Formen entwickeln, wie Menschen ihren Glauben miteinander teilen.
- Für die Gläubigen, denen die Gottesdienst-gemeinschaft fehlt und für alle, die einander beistehen und sich ermutigen.
- Für die Frauen, Männer und Kinder, die auf der Flucht sind. Für alle, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen, besonders für die Kinder auf Lesbos, die durch die Corona-Krise festsitzen. Für die Hilfsorganisationen und ihre Mitarbeiter, die selbst unter katastrophalen Bedingungen im Einsatz sind.
- Für uns selbst: Für die Sorgen und Nöte, die jeder und jede von uns mitbringt. In Stille nennen wir dir die Namen derer, die uns besonders am Herzen liegen.
Vertrauensvoll wenden wir uns gemeinsam an den Herrn:
Guter Gott, wir sollen voneinander Abstand halten.
So lautet derzeit die Anordnung der Regierung.
Es dient zu unserem Schutz.
Ich weiß nicht,
was die Situation, die wir gerade erleben, bedeutet.
Aber eines wird mir in dieser Zeit wieder bewusst:
Den Abstand zu dir, den soll ich verkleinern.
Ich darf mich ganz in deinem Schatten bergen.
Und diese Nähe ist heilsam.
Sie schenkt mir Mut und Geborgenheit.
Nicht nur für mich persönlich, sondern für all jene Menschen, an die ich jetzt besonders denke und die ich dir jetzt ans Herz legen möchte: …
Schenke allen deine Nähe,
denn diese ist heilsam.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie im Anfang so auch jetzt uns alle Zeit und in Ewigkeit.
Eitorf, den 21.03.2020
Ihr Pfarrer Pater Johannes Mikrut CSMA